Kali: Die dunkle Muttergöttin im Hinduismus

Die Liebe zwischen der göttlichen Mutter und ihren menschlichen Kindern ist eine einzigartige Beziehung. Kali, die dunkle Mutter, ist eine solche Gottheit, zu der die Verehrer trotz ihrer furchterregenden Erscheinung eine sehr liebevolle und innige Beziehung haben. In dieser Beziehung wird der Verehrer zum Kind, und Kali nimmt die Form der immer sorgenden Mutter an.

"O Mutter, selbst ein Dummkopf wird zum Dichter, wenn er über dich meditiert, der du mit dem Raum bekleidet bist, dreiäugig, Schöpferin der drei Welten, deren Taille schön ist mit einem Gürtel aus unzähligen Armen von Toten..." (Aus einem Karpuradistotra Hymne, übersetzt aus dem Sanskrit von Sir John Woodroffe)

Wer ist Kali?

Kali ist die furchteinflößende und grausame Form der Muttergöttin. Sie nahm die Gestalt einer mächtigen Göttin an und wurde mit der Abfassung des Devi Mahatmya, eines Textes aus dem 5. bis 6. Jahrhundert n. Chr., populär. Hier wird sie so dargestellt, als sei sie während eines ihrer Kämpfe mit den bösen Mächten aus der Stirn der Göttin Durga geboren worden. Der Legende nach war Kali in der Schlacht so sehr in das Töten verwickeltUm sie zu stoppen, warf sich Lord Shiva unter ihre Füße. Schockiert von diesem Anblick streckte Kali ihre Zunge heraus und beendete ihren mörderischen Amoklauf. Daher zeigt das gängige Bild von Kali sie in ihrer Mêlée-Laune, wie sie mit einem Fuß auf Shivas Brust steht und ihre riesige Zunge herausstreckt.

Die gefürchtete Symmetrie

Kali wird mit den vielleicht grimmigsten Gesichtszügen aller Gottheiten der Welt dargestellt. Sie hat vier Arme, mit einem Schwert in der einen und dem Kopf eines Dämons in der anderen Hand. Die anderen beiden Hände segnen ihre Verehrer und sagen: "Fürchte dich nicht"! Sie trägt zwei Totenköpfe als Ohrringe, eine Kette aus Schädeln als Halskette und einen Gürtel aus Menschenhänden als Kleidung. Ihre Zunge ragt aus ihrem Mund heraus, ihreSie steht mit einem Fuß auf dem Oberschenkel, mit dem anderen auf der Brust ihres Mannes Shiva.

Tolle Symbole

Kalis grimmige Gestalt ist mit ehrfurchtgebietenden Symbolen übersät. Ihr schwarzer Teint symbolisiert ihre allumfassende und transzendente Natur. Sagt die Mahanirvana Tantra Ihre Nacktheit ist uranfänglich, grundlegend und transparent wie die Natur - die Erde, das Meer und der Himmel. Kali ist frei von der illusorischen Hülle, denn sie ist jenseits aller Maya oder des "falschen Bewusstseins". Kalis Girlande aus fünfzig menschlichen Köpfen, die für die fünfzig Buchstaben des Sanskrit-Alphabets steht, symbolisiert unendliches Wissen.

Ihr Gürtel aus abgetrennten menschlichen Händen bedeutet Arbeit und Befreiung vom Kreislauf des Karmas. Ihre weißen Zähne zeigen ihre innere Reinheit, und ihre rote, sich räkelnde Zunge weist auf ihre alles verzehrende Natur hin - "ihr wahlloser Genuss aller 'Geschmäcker' der Welt". Ihr Schwert ist die Zerstörerin des falschen Bewusstseins und der acht Bande, die uns binden.

Ihre drei Augen stehen für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft - die drei Modi der Zeit - ein Attribut, das im Namen Kali selbst enthalten ist ("Kala" bedeutet in Sanskrit "Zeit"). Der bedeutende Übersetzer von Tantrik-Texten, Sir John Woodroffe in Girlande aus Briefen Er schreibt: "Kali wird so genannt, weil sie Kala (Zeit) verschlingt und dann ihre eigene dunkle Formlosigkeit wieder aufnimmt."

Kalis Nähe zu den Verbrennungsstätten, wo die fünf Elemente oder "Pancha Mahabhuta" zusammenkommen und alle weltlichen Anhaftungen losgelassen werden, weist wiederum auf den Kreislauf von Geburt und Tod hin. Der liegende Shiva, der sich unter den Füßen von Kali niederwirft, deutet darauf hin, dass Shiva ohne die Kraft von Kali (Shakti) träge ist.

Formen, Tempel und Devotees

Die Erscheinungsformen und Namen von Kali sind vielfältig: Shyama, Adya Ma, Tara Ma und Dakshina Kalika, Chamundi sind beliebte Formen. Dann gibt es noch Bhadra Kali, die sanftmütig ist, Shyamashana Kali, die nur auf dem Verbrennungsplatz lebt, usw. Die bekanntesten Kali-Tempel befinden sich in Ostindien - Dakshineshwar und Kalighat in Kalkutta und Kamakhya in Assam, einem Sitz tantrischer Praktiken. RamakrishnaParamahamsa, Swami Vivekananda, Vamakhyapa und Ramprasad sind einige der legendären Verehrer von Kali. Eines war diesen Heiligen gemeinsam - sie alle liebten die Göttin so innig wie ihre eigene Mutter.

"Mein Kind, du brauchst nicht viel zu wissen, um mir zu gefallen.

Liebe mich nur innig.

Sprich mit mir, wie du mit deiner Mutter sprechen würdest,

wenn sie dich in ihre Arme genommen hätte."