Der Ganges: Der heilige Fluss des Hinduismus

Der Ganges, der über mehr als 1500 Meilen durch einige der am dichtesten besiedelten Gebiete Asiens fließt, ist vielleicht das religiös bedeutendste Gewässer der Welt. Der Fluss gilt als heilig und spirituell rein, ist aber auch einer der am stärksten verschmutzten Flüsse der Erde.

Der Fluss entspringt am Gangotri-Gletscher hoch im Himalaya in Nordindien und fließt in südöstlicher Richtung durch Indien nach Bangladesch, bevor er in den Golf von Bengalen mündet. Er ist die wichtigste Wasserquelle für mehr als 400 Millionen Menschen, die ihn zum Trinken, Baden und zur Bewässerung ihrer Felder nutzen.

Eine heilige Ikone

Für Hindus ist der Fluss Ganges heilig und wird von der Göttin Ganga verkörpert. Obwohl die Ikonographie der Göttin variiert, wird sie meist als schöne Frau mit einer weißen Krone dargestellt, die auf einem Makra reitet (einer Kreatur mit dem Kopf eines Krokodils und dem Schwanz eines Delphins). Sie hat entweder zwei oder vier Arme, die eine Vielzahl von Gegenständen halten, von Seerosen über einen Wassertopf bis hin zu einem Rosenkranz.In Anspielung auf die Göttin wird der Ganges oft auch als Ma Ganga , oder Mutter Ganga.

Aufgrund des reinigenden Charakters des Flusses glauben die Hindus, dass alle Rituale, die an den Ufern des Ganges oder in seinem Wasser durchgeführt werden, Glück bringen und Unreinheiten abwaschen. Das Wasser des Ganges wird Gangaajal und bedeutet wörtlich "Wasser des Ganges".

Die Puranas- In den alten Hindu-Schriften heißt es, dass der Anblick, der Name und die Berührung des Ganges einen von allen Sünden reinigt und dass ein Bad im heiligen Fluss himmlischen Segen bringt.

Mythologische Ursprünge des Flusses

Über die mythischen Ursprünge des Ganges gibt es zahlreiche Überlieferungen, die zum Teil auf die mündliche Überlieferung in Indien und Bangladesch zurückzuführen sind. Es heißt, dass der Fluss den Menschen Leben gab und die Menschen wiederum dem Fluss Leben gaben. Der Name Ganga taucht nur zweimal in den Rig Veda Ein früher heiliger Hindu-Text, und erst später erlangte Ganga als Göttin Ganga große Bedeutung.

Ein Mythos, der laut der Vishnu Purana ein alter Hindu-Text, beschreibt, wie der Herr Vishnu mit seinem Zeh ein Loch in das Universum stieß, wodurch die Göttin Ganga über seine Füße in den Himmel und als Wasser des Ganges auf die Erde fließen konnte. Vishnupadi und bedeutet einen Abstieg von Vishnus Lotosfüßen.

In einem anderen Mythos wird erzählt, dass Ganga die Absicht hatte, auf der Erde Verwüstung anzurichten, als sie als reißender Fluss nach Rache suchte. Um das Chaos zu verhindern, fing Lord Shiva Ganga in seinen Haaren ein und entließ sie in die Ströme, die zur Quelle des Ganges wurden. Eine andere Version dieser Geschichte erzählt, dass es Ganga selbst war, die überredet wurde, das Land und die Menschen zu ernähren.Sie bat Lord Shiva, das Land vor der Wucht ihres Sturzes zu schützen, indem er sie in seinem Haar auffing.

Die Mythen und Legenden um den Ganges sind zwar zahlreich, doch die Menschen, die an den Ufern des Flusses leben, teilen dieselbe Ehrfurcht und spirituelle Verbindung.

Feste entlang des Ganges

An den Ufern des Ganges finden jedes Jahr Hunderte von hinduistischen Festen und Feiern statt.

So wird beispielsweise am 10. des Monats Jyestha (nach dem gregorianischen Kalender zwischen Ende Mai und Anfang Juni) mit dem Ganga Dussehra der Abstieg des heiligen Flusses vom Himmel auf die Erde gefeiert. An diesem Tag soll ein Bad im heiligen Fluss unter Anrufung der Göttin von Sünden reinigen und körperliche Beschwerden vertreiben.

Die Kumbh Mela, ein weiteres heiliges Ritual, ist ein hinduistisches Fest, bei dem die Pilger am Ganges in den heiligen Wassern baden. Das Fest findet nur alle 12 Jahre am selben Ort statt, obwohl jedes Jahr irgendwo entlang des Flusses eine Kumbh Mela gefeiert wird. Es gilt als die größte friedliche Zusammenkunft der Welt und steht auf der UNESCO-Liste der immateriellen Kulturschätze.Erbe.

Sterben am Ganges

Das Land, durch das der Ganges fließt, gilt als heiliger Boden, und es wird geglaubt, dass das heilige Wasser des Flusses die Seele reinigt und zu einer besseren Reinkarnation oder Befreiung der Seele aus dem Kreislauf von Leben und Tod führt. Aufgrund dieses starken Glaubens ist es bei Hindus üblich, die Asche von Verstorbenen zu verstreuen, damit das heilige Wasser die Seele des Verstorbenen lenken kann.abgereist.

Ghats oder Treppen, die zu einem Fluss führen, an den Ufern des Ganges sind als heilige hinduistische Bestattungsorte bekannt, vor allem die Ghats von Varanasi in Uttar Pradesh und die Ghats von Haridwar in Uttarakhand.

Spirituell rein, aber ökologisch bedenklich

Obwohl das heilige Wasser mit spiritueller Reinheit in Verbindung gebracht wird, ist der Ganges einer der am stärksten verschmutzten Flüsse der Welt. Fast 80 Prozent der Abwässer, die in den Fluss geleitet werden, sind unbehandelt, und die Menge an menschlichen Fäkalien ist mehr als 300-mal so hoch wie der vom indischen Central Pollution Control Board festgelegte Grenzwert. Hinzu kommen die giftigen Abfälle, die durch die Verklappung von Insektiziden, Pestiziden undMetalle und Industrieschadstoffe.

Diese gefährlichen Verschmutzungsgrade schrecken kaum vor religiösen Praktiken am heiligen Fluss ab. Hindus glauben, dass das Trinken von Wasser aus dem Ganges Glück bringt, während das Eintauchen in den Fluss oder das Eintauchen von Gegenständen Reinheit bringt. Diejenigen, die diese Rituale praktizieren, werden vielleicht spirituell rein, aber die Verschmutzung des Wassers führt jedes Jahr zu Tausenden von Durchfallerkrankungen, Cholera, Ruhr und sogar Typhus.

Im Jahr 2014 sagte die indische Regierung zu, fast 3 Milliarden US-Dollar für ein dreijähriges Sanierungsprojekt auszugeben, das jedoch bis 2019 noch nicht begonnen hatte.

Quellen

• Darian, Steven G. Der Ganges in Mythos und Geschichte Motilal Banarsidass, 2001.
• "Umweltaktivist opfert sein Leben für einen sauberen Ganges". UN-Umwelt , Umweltprogramm der Vereinten Nationen, 8. Nov. 2018.
• Mallet, Victor. Fluss des Lebens, Fluss des Todes: Der Ganges und Indiens Zukunft Oxford University Press, 2017.
• Mallet, Victor: "Der Ganges: Heiliger, tödlicher Fluss". Financial Times , Financial Times, 13 Feb. 2015, www.ft.com/content/dadfae24-b23e-11e4-b380-00144feab7de.
• Scarr, Simon, et al. "Der Wettlauf zur Rettung des Ganges". Reuters , Thomson Reuters, 18. Jan. 2019.
• Sen, Sudipta. Ganges: die vielen Vergangenheiten eines indischen Flusses Yale University Press, 2019.
• "Der Ganges". Word Wildlife Fund , World Wildlife Fund, 8 Sept. 2016.